Geschichte
Urkundlich ist das Surbtaldorf erstmals in einer Besitzesübertragung des Klosters St. Gallen im Jahre 798 erwähnt. Ausgegrabene Überreste eines Gutshofes weisen aber darauf hin, dass schon vor rund 2000 Jahren die Römer im Gemeindebann angesiedelt waren.
Nach der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im Jahre 1415 gehörte Lengnau zum Untertanengebiet des Landvogtes der Grafschaft Baden. Die nachfolgende Geschichtsepoche bis zur Neuordnung der Schweiz durch Napoleon im Jahre 1798 wirkte sich besonders nachhaltig auf das Dorfgeschehen aus. Grund dafür war die Zuweisung der aus den eidgenössischen Stammlanden vertriebenen und während des dreissigjährigen Krieges aus Deutschland flüchtenden Juden in beiden Surbtaldörfern Endingen und Lengnau. Die beiden christlichen und jüdischen Religionen prägten das politische, wirtschaftliche und kulturelle Dorfleben in hohem Masse. Mit knapp 600 Einwohnern erreichte die jüdische Bevölkerung gegen Mitte des letzten Jahrhunderts ihren Höchststand. Nachdem im Jahre 1986 die letzte in Lengnau gebürtigte und wohnhafte Jüdin verstarb, ging damit die fast 350jährige jüdische Asylzeit zu Ende. Zurück bleiben heute als Wahrzeichen die auf dem Dorfplatz stehende Synagoge (erbaut 1846 - 48), der älteste jüdische Friedhof der Schweiz zwischen Endingen und Lengnau und das heute noch aus der ganzen Schweiz belegte jüdische Altersheim.
Mit einem Gemeindebann von 1267 Hektaren ist Lengnau flächenmässig im Bezirk Zurzach die zweitgrösste und im Kanton die elftgrösste Gemeinde. Da die natürliche Verkehrserschliessung ins Surbtal fehlt und die geplante Surbtalbahn nicht verwirklicht wurde, blieb der Bevölkerungszustrom lange aus. Erst die mit den Motorfahrzeugen erreichte Mobilität verschaffte dem Tal eine höhere Attraktivität. Die geschätzte schöne Wohnlage und die im Limmattal schwindenden Baulandreserven verhalfen der Gemeinde in den letzten Jahrzehnten zu einem rasanten Aufschwung. So konnte im April 1990 der Zweitausendste Einwohner begrüsst werden.
Parallel zum aufkommenden Strassenverkehr hat sich in den letzten Jahrzehnten die Erwerbstätigkeit im Dorf entwickelt. Nicht zuletzt hat das im Jahre 1968 ausgeschiedene Gewerbegebiet mit einer Fläche von rund 10 Hektaren das Gewerbsleben wesentlich beeinflusst. Dieses heute zum grössten Teil ausgeschöpfte Gewerbegebiet hat Lengnau zu einem begehrten Betriebsstandort gemacht. Im gesamten Dorf sind heute rund 80 Betriebe angesiedelt, die rund 500 Arbeitsplätze anbieten können. Gerade die etlichen Betriebe im Dorfzentrum mit all ihren Einkaufs- und Dienstleistungsmöglichkeiten geben dem Dorfplatz noch heute das Gepräge des Mittelpunktes.
Die gute Bodenqualität, die grosse Gemeindefläche und die kompakte Einfassung des Baugebietes helfen mit, dass heute noch rund 50 Landwirtschaftsbetriebe bestehen können. Sie sorgen aktiv dafür, dass der Charakter des Bauerndorfes erhalten bleibt. Die in allen vier Himmelsrichtungen um das Dorf gelegenen vier Weiler Degermoos, Husen, Himmelrich und Vogelsang fassen jeweils etliche Höfe zu einer Einheit zusammen. In diesen vier Weilern wird fast ausschliesslich Landwirtschaft betrieben.
(Auszug aus dem Lengnauer Buch «Lengnau - 1200 Jahre)